Marburg. Im Anschluss an den ersten Saisonsieg, einem 3:2 gegen die Turbinen, werden im Umfeld des FC Okay bereits erste Stimmen laut, die eine Korrektur des bisherigen Saisonziels Klassenerhalt fordern und die Playoff-Teilnahme anstreben. Im Team selbst wird der Sieg allerdings nicht überwertet. Um dies zu betonen, veröffentlichte der FC heute in Person des Sturmtanks, Vereinspräsidenten, Mannschaftskapitäns, Fitnessberaters und Zeugwarts Tobi Janker einen offenen Brief in der Bild-Zeitung (Ausgabe Marburg-Süd):
Liebe Fußballfreunde,
auch uns sind nach dem ersten Saisonsieg unseres Teams Stimmen zu Ohren gekommen, die den FC Okay als möglichen Playoff-Teilnehmer oder gar als Geheimfavorit auf den Titel handeln. Von solchen Verlautbahrungen möchte sich der FC in aller Deutlichkeit distanzieren. Ziel unserer talentierten, aber doch noch sehr jungen und unerfahrenen Elf kann vorerst nur der Nichtabstieg sein.
Von anderen Zielen zu sprechen käme uns erst dann in den Sinn, wenn wir die viel zitierten „magischen 40 Punkte“ erreicht haben. Und da dies innerhalb der Bunten Liga in elf Spielen denkbar schwer zu realisieren ist, wird sich an unseren Zielen auch nichts ändern. Ein überlegenswerter Vorschlag wäre allerdings die Einführung so genannter „Bock-Runden“, in den Tore und Punkte doppelt zählen: Es gäbe zwar keine Hattricks mehr, aber das Tabellenbild würde gehörig durcheinander gewirbelt. Man muss sich heute viel einfallen lassen, um ausländische Investoren anzuziehen – gerade jetzt, wo unser Münti das mit allen Mitteln verhindern will.
Aber zurück zum Thema: Bei aller Tiefstapelei, die uns gleichermaßen bescheiden wie sympathisch wirken lässt, wissen wir natürlich um die einzigartige Klasse unserer Mannschaft. Großen Anteil daran haben unsere zwei Neuverpflichtungen, die der charismatische Keeper, Psychopath und Chefscout El Floco in Skandinavien ausfindig machte: Das technisch beschlagene Offensivduo Michi und Micha, quasi die „Hanni und Nanni“ des schwedischen Fußballs. Beide kamen vom Erstligisten FC Michelsen zum FC und trafen je einmal zum Einstand. Sie werden uns noch viel Freude bereiten, auch wenn Micha nach dem Spiel alles daran tat, seinen Volleytreffer zum 1:1 als „Glückstor“ abzutun: „Glaubt mir, das war Zufall. So was mach’ ich jetzt net jede Woche.“ Ja, ja, is’ klar. Dieser bescheidene Bursche.
Doch noch einmal zum Abschluss: Trotz unserer exzellenten Personalpolitik werden wir uns nur mit dem Klassenerhalt beschäftigen – zumindest so lange, bis wir dank diverser Bock-Runden 40 Punkte sicher haben.
Herzlichst,
T. Janker